Von der Handspritze zum Tanklöschfahrzeug
Fahrzeuge und Löschtechnik aus über 100 Jahren Fortschritt
Nach der Gründung der Wehr 1933 musste zunächst mit einer alten Handspritze und einigen Schläuchen ausgekommen werden, deren Anschaffung auf das Jahr 1826 zurückgeführt werden kann.
Diese bereits damals völlig überholte Ausrüstung machte die Anschaffung von zeitgemäßem Gerät erforderlich. Jedoch erst im Januar 1939 konnte eine motorbetriebene Tragkraftspritze in einem Anhänger (TSA) in Dienst gestellt werden.
In den Sitzungsprotokollen des Gemeinderates aus dem Jahr 1943 findet sich der Beschluss zur Anschaffung eines leichten Löschgruppenfahrzeuges (LLF). Außer dem nachfolgenden Bild sind aus diesen Jahren keinerlei weiteren Details bekannt. Jedoch ist hier auch kein LLF, sondern offensichtlich ein Löschkraftwagen (LsKw) auf einem Opel Blitz 1,5t Fahrgestell zu sehen. Durch die Unterstellung der Feuerwehr als Teil der Polizei im 3.Reich ab 1938 trug das in offener Bauweise zum Mannschafts- und Gerätetransport ausgestattete Fahrzeug die Beschriftung „Feuerlöschpolizei Menden/ Rhld“ und war sicher in grüner Farbe lackiert. Das Gespann aus LsKw und dem Tragkraftspritzenanhänger trug die Bezeichnung Kraftzugspritze (KzS) 8.
Das Zugfahrzeug hat die Wirren der letzten Kriegstage nicht überstanden und war eines Tages plötzlich verschwunden. Der mündlichen Überlieferung nach, hat sich ein ortsbekannter NSDAP-Funktionär vor dem Anrücken der Amerikaner im März 1945 mit dem LsKw abgesetzt. Das Fahrzeug ist danach nie wieder aufgetaucht.
Der Wahnsinn des zweiten Weltkrieges machte allen Erfolg der Gründer zunichte, sodass mit Kriegsende der Wiederaufbau nur langsam begann. Der Anhänger mit der Tragkraftspritze war noch vorhanden, aber bedingt durch den Kriegseinsatz in der Brandbekämpfung der Bombenfeuer war die Ausrüstung verbraucht. Es fehlte selbst an Uniformen für die Einsatzkräfte. Die Motorspritze musste zunächst mit Muskelkraft zum Einsatz gezogen werden.
Nach und nach konnte aus Haushaltsmitteln der Gemeinde wieder Ausrüstung beschafft und erneuert werden, sodass schnell die alte Schlagkraft aus der Vorkriegszeit erreicht wurde. Die Tragkraftspritze wurde nun von einem Dreirad der Fa. Elektro Halm, deren Eigentümer, Josef Halm, der damalige Löschgruppenführer war, oder einem Traktor gezogen, welchen meist Landwirt und Feuerwehrkamerad Heinz Günter Schmitz bei Bedarf zur Verfügung stellte.
Untergestellt wurde sie ab 1950 in einer angemieteten Garage – dort ist heute die Gaststätte „Traubenwirt“ an der Ecke Köln-/ Kapellenstraße.
Es begann das „Deutsche Wirtschaftswunder“. Hangelar nahm an Größe zu – neben zuziehenden Neubürgern, darunter viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene, wuchs die Wirtschaft und die Einwohnerzahl in dem einst kleinen Ort. Die Anschaffung eines modernen Löschfahrzeuges wurde zur Sicherstellung eines den Anforderungen entsprechenden Brandschutzes immer dringlicher. Daher war die Freude groß, als im Jahr 1958 nicht nur ein Tanklöschfahrzeug angeschafft werden konnte, sondern auch der Grundstein für ein angemessenes Feuerwehrhaus gelegt wurde.
Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, Hangelar hatte seine Einwohnerzahl bald verdoppelt, wurde es im Jahr 1967 erforderlich, den Fahrzeugpark aufzustocken. Daher wurde zur Ergänzug der Ausrüstung und der Mitfahrmöglichkeiten für Einsatzkräfte ein Tragkraftspritzenfahrzeug in Hangelar stationiert. Dies war die letzte Anschaffung der Gemeinde Hangelar unmittelbar vor der kommunalen Neuordnung. Aus einem weiteren Zuschuß von 2000,- DM wurde dieses Fahrzeug mit einer kleinen Zusatzbeladung für Ölunfälle ausgestattet und um einen einachsigen Anhänger ergänzt.
Mit der kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn im Jahr 1969 wurde die Gemeinde Hangelar zur einem Ortsteil der neu gegründeten Gemeinde Sankt Augustin. Dies spiegelte sich auch in den Beschriftungen der Feuerwehrfahrzeuge wider. So wurde aus den Türbeschriftungen „Freiwillige Feuerwehr Hangelar“ nun „Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Sankt Augustin – Löschgruppe Hangelar“.
Im Verlauf des Jahres 1970 wurden alle Feuerwehrfahrzeuge und die Gerätehäuser der Gemeinde Sankt Augustin mit Sprechfunk im 4m UKW Band ausgerüstet. Es war nun eine drahtlose Verständigung und Führung der einzelnen Einsatzfahrzeuge möglich. Dieser Meilenstein bedeutete eine erhebliche Verbessung der Koordination bei Einsätzen.
Es wurden Wenigkanalgeräte vom Typ Bosch KF 80 eingesetzt. Sonderfahrzeuge erhielten das Vielkanalgerät FuG 7b.
Die zunehmenden Unfälle mit auslaufenden Mineralöl und Kraftstoffen führten zu Beginn der 1970’er Jahre dazu, den Bereich der Ölschadensbekämpfung weiter auszubauen. Da das TSF mit Anhänger diese Aufgabe nicht erfüllen konnte, beschloss man, einen gesonderten Gerätewagen zu beschaffen. In Ergänzung war ein TSF kleinerer Bauart für die Löschgruppe vollkommen ausreichend. Dies schaffte die Möglichkeit, den vorhandenen rechten Stellplatz im Feuerwehrhaus mit 2 Fahrzeugen zu teilen. Die Löschgruppe Meindorf verfügte über ein solches Fahrzeug, welches aber als einziges Fahrzeug an diesem Standort schon seit längerem dort zu klein war. Daher tauschte man die beiden TSF untereinander.
Im Zuge dieser Spezialisierung erhielt die Löschgruppe im Jahr 1971 dann eines der ersten Sonderfahrzeuge zur Ölschadensbekämpfung des Feuerwehrausrüsters Bachert. Neben dem klassischen Brandschutz wurde man nun auch dem Umweltschutz mit entsprechender Spezialausrüstung gerecht. Mit den Jahren wurde die Beladung erweitert, sodass z.B. durch hydraulisches Schneidgerät auch im Rahmen der Technischen Hilfeleistung eingeklemmten Personen bei Verkehrsunfällen geholfen werden konnte. Das Fahrzeug wurde weiterhin durch einen einachsigen Anhänger mit weiterer Ausrüstung zur Eindämmung von auslaufenden Mineralöl ergänzt.
Der Gerätewagen Öl wurde im Jahr 1972 durch einen Mannschaftstransporter ergänzt. Dieser diente dann ebenfalls als Zugfahrzeug für den Anhänger bei Ölunfällen. Da das ursprüngliche Feuerwehrhaus keinen weiteren Einstellplatz hatte, wurde eine Garage auf der Ostseite angebaut. Dieser Anbau war von Beginn an kein Raumwunder. Bis heute kann man nur über die Beifahrertür des geparkten Fahrzeuges auf den Fahrerplatz gelangen und muss mit eingeklappten Außenspiegeln durch das Tor fahren. Trotz dieser Erweiterung standen nun der GW-Öl und das TSF nebeneinander vor dem gleichen Hallentor auf dem 2.Stellplatz des Hauptgebäudes.
In den ersten Jahren wurde das Fahrzeug zum reinen Mannschaftstransport genutzt. Ab 1977 wurde ein Satz druckluftbetriebener Hebekissen für die technische Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen mitgeführt. Da die Nutzung von Sprechfunk zur Führung der Einsatzkräfte immer wichtiger wurde, bauten wir 1984 als kleines Hilfsmittel ein 2m-Band Handfunkgerät mit Dachantenne in das Fahrzeug ein. 1987 wurde nochmals erweitert: Als Führungsfahrzeug („Kommandowagen“) für den neu gegründeten Gefahrgutzug in Sankt Augustin wurde die Funktechnik grundlegend erweitert und Geräte zur Gefahrstoff-Messung, sowie entsprechende Fachliteratur als Beladung aufgenommen.
Die Sondersignalanlage wurde durch eine Hella RTK3 ersetzt.